DAS PERSONAL IST DER SCHLÜSSEL: WIR FORDERN EIN VIERTEL MEHR!
Rückblick auf den Kita-Aktionstag am 20. September 2024 vor dem Landtag
Am 20. September 2024 fand auf dem Domplatz in Magdeburg der landesweite Kita-Aktionstag statt, bei dem sich zahlreiche pädagogische Fachkräfte, Eltern und Kinder aus ganz Sachsen-Anhalt für bessere Arbeitsbedingungen in den Kitas stark gemacht haben. Unter dem Motto „Das Personal ist der Schlüssel!“ kamen mehr als 4.000 Menschen zusammen, um gemeinsam auf die Missstände im Kita-Bereich aufmerksam zu machen und konkrete Forderungen während der Landtagssitzung an die Politik zu richten.
Was war der Kita-Aktionstag?
Der Kita-Aktionstag wurde von einer Initiativgruppe aus Kita-Trägern Sachsen-Anhalts ins Leben gerufen. Die verschiedenen Träger, unter anderem die Stiftung Evangelische Jugendhilfe, Mandala Kinderbetreuung gemeinnützige GmbH, AWO und Kita-Gesellschaft Magdeburg mbH, haben sich mit einem Netzwerk aus Unterstützern wie der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, der Gewerkschaft ver.di, der LIGA der freien Wohlfahrtspflege und dem Kita-Fachverband, für die Aktion zusammengeschlossen. Auch Fachkräfte, Eltern und Unterstützende aus anderen Bereichen beteiligten sich an der Organisation.
Die zentrale Forderung lautete: „Ein Viertel mehr!“ Dies bezog sich sowohl auf die Verbesserung des Betreuungsschlüssels als auch auf die Anerkennung von Ausfallzeiten und eine langfristige Sicherstellung der Betreuungsqualität durch eine nachhaltige Personalstrategie.
Wer hat sich beteiligt?
Neben den Fachkräften waren auch viele Eltern und Kinder vor Ort, um ihren Unmut über die aktuellen Bedingungen in den Kitas auszudrücken. Insgesamt mehrere Tausend Eltern, Kinder und Kita-Mitarbeitende am Aktionstag teil. Vertreter*innen der Politik waren eingeladen, sich den Forderungen der Initiative zu stellen und sich aktiv in den Dialog mit den Fachkräften und Eltern einzubringen.
Warum der Aktionstag?
Hintergrund des Aktionstages ist die zunehmende Überlastung des Kita-Personals und die damit verbundenen Herausforderungen in der Kinderbetreuung. Der aktuelle Personalschlüssel, der die Anzahl der Kinder pro pädagogischer Fachkraft regelt, liegt weit hinter den bundesweit empfohlenen Standards zurück. Diese Schieflage führt zu einer erheblichen Mehrbelastung der Fachkräfte und beeinträchtigt die Qualität der Betreuung.
Ein zentrales Anliegen der Veranstalter war es, die Politik darauf aufmerksam zu machen, dass ohne grundlegende Veränderungen die Qualität der frühkindlichen Bildung auf Dauer leiden wird. Dies betonte Adrian Einecke, Bereichsleiter der Tagesbetreuung bei der Stiftung Evangelische Jugendhilfe, in seiner Rede: „Wir wollen bestmögliche pädagogische Arbeit leisten, ohne ständig am Limit zu laufen. Wir Kitas und Horte lassen uns nicht mehr ausspielen zwischen Bildungsanspruch und Betreuungsanspruch. Wir sind der Dreh- und Angelpunkt familienfreundlicher Unternehmen und sichern Arbeitsplätze für Eltern.“
Wofür wurde demonstriert? – Die zentralen Forderungen
Im Mittelpunkt der Proteste standen die folgenden Forderungen:
- Anpassung des Betreuungsschlüssels an die bundesweit empfohlenen Standards der Fachkraft-Kind-Relation.
- Anerkennung realistischer Ausfallzeiten pädagogischer Fachkräfte, die aufgrund von Urlaub, Fortbildungen und Krankheit entstehen.
- Berücksichtigung der mittelbaren pädagogischen Arbeit, wie Vor- und Nachbereitung, Dokumentation, Elternarbeit, Supervision und Teambesprechungen.
- Freistellung von Leitungskräften für pädagogische und administrative Aufgaben.
- Ausbau von Profilstellen für spezialisierte Betreuungs- und Förderangebote, wie Sprachförderung, Inklusion und Kita-Sozialarbeit.
- Flächendeckende Fachberatung zur Unterstützung der pädagogischen Arbeit vor Ort.
Diese Maßnahmen sind aus Sicht der Teilnehmenden unerlässlich, um eine hochwertige frühkindliche Bildung in Sachsen-Anhalt langfristig sicherzustellen.
Ablauf und Programm des Tages
Der Aktionstag begann um 8:30 Uhr mit einem symbolischen Akt vor dem Landtag von Sachsen-Anhalt: Etwa 12 Trägervertreter*innen standen mit zusammengebundenen Händen vor dem Eingang des Landtages und überreichten den Abgeordneten die Forderungen der Initiative.
Das Hauptprogramm startete um 11:00 Uhr auf dem Domplatz mit einer Eröffnungsrede und verschiedenen Mitmach-Aktionen für Kinder und Erwachsene. Dazu gehörten:
- Singe- und Rhythmusaktionen mit Kindern und Fachkräften.
- Eine „Speakers’ Corner“, an der Eltern, Fachkräfte und Unterstützende ihre Meinungen und Erfahrungen teilen konnten.
- Eine symbolische Visualisierung des Betreuungsschlüssels, bei der Kinder und Fachkräfte in einem Kreis aufgestellt wurden, um den aktuellen Missstand deutlich zu machen.
- Ein „Hamsterrad“ mit Kinderfahrzeugen, das den überlasteten Alltag in den Kitas darstellen sollte.
Zwischen 11:30 und 14:00 Uhr nutzten Abgeordnete der Parteien die Gelegenheit, sich an Stehtischen den Fragen der Eltern und Fachkräfte zu stellen und ihre Positionen darzulegen.
Abgerundet wurde das Programm durch eine musikalische Einlage: Ein eigens komponierter Song mit dem Motto „Uns sind die Hände gebunden – Ihr habt den Schlüssel“ begleitete die Abschlussaktionen.
An wen richtete sich der Aktionstag?
Der Aktionstag richtete sich insbesondere an die politischen Entscheidungsträger*innen in Sachsen-Anhalt. Ziel war es, die Abgeordneten davon zu überzeugen, dass eine Anpassung des Kinderförderungsgesetzes (KiFöG) dringend erforderlich ist. Bereits für das kommende Jahr stehen Diskussionen über neue Förderbedingungen im Raum, die genutzt werden sollen, um die Qualität in der Kinderbetreuung nachhaltig zu verbessern.
Die Eltern wurden ebenfalls eingeladen, sich zu solidarisieren und den Druck auf die Politik zu erhöhen. Der Trägerverband betonte, dass nur durch gemeinsames Engagement eine Veränderung möglich sei.
Ausblick und Zukunftsaussichten
Der Aktionstag war ein deutliches Signal an die Politik: Die Fachkräfte, Eltern und Kinder in Sachsen-Anhalt fordern eine nachhaltige Verbesserung der Arbeitsbedingungen und eine langfristige Strategie zur Sicherung der Betreuungsqualität. Ein Sprecher der Initiative fasste es treffend zusammen: „Die Frage ist nicht, ob sich etwas ändert, sondern wann. Und wann ist genau jetzt!“.
Die Veranstalter zeigten sich optimistisch, dass der Aktionstag einen bleibenden Eindruck bei den Abgeordneten hinterlassen hat. Sie planen bereits weitere Aktionen, um sicherzustellen, dass die Forderungen auch in den kommenden Diskussionen über das KiFöG Gehör finden. Mit Blick auf die Landtagswahl 2026 wollen sie dafür sorgen, dass das Thema frühkindliche Bildung in den Parteiprogrammen fest verankert wird.
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Der Kita-Aktionstag 2024 hat gezeigt, wie groß der Handlungsbedarf in der frühkindlichen Bildung ist. Die kommenden Monate werden entscheidend sein, um die Weichen für eine zukunftsfähige Kita-Landschaft in Sachsen-Anhalt zu stellen.
Weitere Informationen zum Aktionstag finden Sie hier: https://initiativekita.de