„Ein Mensch stirbt erst, wenn sein Name stirbt“ – Stiftungsgymnasium übernimmt Patenschaft für Stolpersteine in Magdeburg
Schüler*innen engagieren sich für gelebte Erinnerungskultur und gedenken einer jüdischen Familie aus ihrer Nachbarschaft
Ein Zeichen gegen das Vergessen
Die Schülervertretung des Stiftungsgymnasiums Magdeburg hat die Pflege-Patenschaft für sieben Stolpersteine in unmittelbarer Schulnähe übernommen. Diese erinnern an die jüdische Familie Berendsohn-Zander, die in der NS-Zeit verfolgt, deportiert und ermordet wurde. Der Schülerrat setzt damit ein starkes Zeichen: für die Bedeutung von Erinnerungskultur und gegen das Vergessen.
Die Patenschaft ist Teil eines größeren Netzwerks, das von der städtischen Arbeitsgruppe „Stolpersteine für Magdeburg“ betreut wird. Herr Peter Wetzel, pensionierter Pädagoge und Mitglied der AG, stellte das Projekt persönlich an der Schule vor und erläuterte den geschichtlichen Kontext sowie die Beweggründe für das Engagement.
Wer waren die Berendsohns?
Die Familie, an die diese sieben Stolpersteine erinnern, lebte in der Schützenstraße – heute nur wenige Minuten vom Stiftungsgymnasium entfernt. Kurt Berendsohn war Bierbrauer, seine Frau Hertha geborene Basch kam aus Magdeburg. Aus ihrer Ehe sowie aus Herthas erster Ehe gingen sechs Kinder hervor. 1942 wurde die gesamte Familie in das Warschauer Ghetto deportiert. Hertha Berendsohn wurde im KZ Ravensbrück ermordet. Von Kurt und den Kindern fehlt jede Spur.
Die Stolpersteine erinnern namentlich an:
- Kurt Berendsohn
- Hertha Berendsohn geb. Basch
- Irmgard Zander
- Adolfine Erika Zander
- Helma Zander
- Ruth Zander
- Bernhard Berendsohn
Erinnerungspflege durch junge Generationen
Mit der Übernahme der Patenschaft verpflichtet sich die Schülervertretung, die Stolpersteine regelmäßig zu reinigen und deren Geschichte wachzuhalten – auch durch das Weitertragen ihrer Biografien in schulischen Kontexten. „Ein Mensch stirbt erst, wenn sein Name stirbt“, lautet das Motto des Projekts, das auf die Idee des Künstlers Gunter Demnig zurückgeht.
Zugleich bedeutet die Patenschaft Verantwortung: Erinnerung ist nicht nur Rückblick, sondern Mahnung für Gegenwart und Zukunft. Die Auseinandersetzung mit der NS-Zeit, mit Ausgrenzung, Antisemitismus und den Folgen staatlicher Gewalt bleibt ein zentraler Bestandteil demokratischer Bildung.
Einladung zum Mitmachen
Magdeburg ist inzwischen mit über 740 Stolpersteinen an 247 Orten eine Stadt der Erinnerung. Fast alle Verlegeorte haben bereits engagierte Pat*innen – darunter auch viele Schulen, Kitas, Vereine und Privatpersonen. Das Stiftungsgymnasium Magdeburg ist nun Teil dieses Patennetzwerks und trägt aktiv zur Gestaltung einer erinnernden Stadtgesellschaft bei.
Ein herzlicher Dank gilt allen Beteiligten: den Schüler*innen, der SV, Frau Zachhuber und Herrn Wetzel sowie der AG „Stolpersteine für Magdeburg“ für ihr Engagement und ihre Begleitung.
Mehr erfahren
Weitere Informationen zum Projekt und zur Geschichte der Familie Berendsohn-Zander:
🔗 www.magdeburg.de/stolpersteine
🔗 www.stolpersteine.eu
Bei Interesse an einer eigenen Patenschaft oder an einer Zusammenarbeit:
📧 Peter Wetzel, AG „Stolpersteine für Magdeburg“
✉️ p.wetzel@t-online.de
📞 0162 7862971

