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Ministerin Grimm-Benne besuchte Tag der offenen Tür im Psychosozialen Zentrum für Migrant*innen

Mit einem Tag der Offenen Tür wurden am Montag, den 17. Oktober 2016 die neuen Räumlichkeiten in der Liebknechtstraße 55 in Magdeburg des Psychosozialen Zentrum für Migrantinnen und Migranten Sachsen-Anhalt (PSZ) eingeweiht.

Petra Grimm-Benne, Ministerin für Arbeit, Soziales und Integration des Landes Sachsen-Anhalt nutzte Ihren Besuch nicht nur für Grußworte, sondern dankte den Mitarbeiter*innen des PSZ für die engagierte Arbeit. Immerhin ist das PSZ die einzige Institution, die für Migrantinnen und Migranten, Kriegs- und Folteropfer dolmetschergestützte Psychotherapie und begleitende Sozialberatung anbietet. Auch Antje Roloff von der Diakonie Mitteldeutschland richtete sich mit Ihren Grußworten an die Mitarbeiter*nnen des Zentrums.

Gleichzeitig wurde dieser Tag genutzt, mit langjährigen Netzwerkpartnerinnen und -partnern über gegenwärtige und zukünftige Entwicklungen in Austausch treten.

Das PSZ wurde 2006 in Halle gegründet; aufgrund des großen Bedarfs wurde im Jahr 2010 eine Zweigstelle in Magdeburg geöffnet. Gefördert wird das PSZ vom Land Sachsen-Anhalt, der UNO-Flüchtlingshilfe, der EU und dem AMIF.

 

Grußwort für Frau Ministerin Grimm-Benne für den Tag der offenen Tür im Psychosozialen Zentrum (PSZ) Magdeburg am 17.10.16

Sachsen-Anhalt hat im letzten Jahr knapp 35.000 Flüchtlinge aufgenommen. Nicht alle, aber viele von diesen Flüchtlingen haben Krieg, Verfolgung, Folter, Gewalt, Vergewaltigung oder Tod ihrer Angehörigen erleben mussten. Viele sind daher traumatisiert und benötigen bei uns nicht nur Aufnahme und Unterbringung, sondern auch angemessene und bedarfsgerechte psychotherapeutische und psychosoziale Versorgung, Beratung und Begleitung.

Die Traumabehandlung von Flüchtlingen ist eine notwendige Gesundheitshilfe. Die EU Richtlinie 2013/33/EU des Europäischen Parlaments und des Rates vom 26. Juni 2013 zur Festlegung von Normen für die Aufnahme von Personen, die internationalen Schutz beantragen, legt den Mitgliedsstaaten nahe, dass Personen, die Gewalt erlitten haben, eine adäquate medizinische und psychologische Behandlung erhalten (Art. 25)

Die Landesregierung Sachsen-Anhalts erkennt diese Forderung an. Es gehört daher zu den zentralen Zielen der Landesregierung, die Lebenssituation von Flüchtlingen und Asylbewerberinnen und Asylbewerbern zu verbessern.

Wir wissen, dass der Schritt in die medizinische Regelversorgung für viele Flüchtlinge aufgrund ihrer Erfahrungen, ihrer besonderen Belastungen, möglicher Verständigungsprobleme und vielleicht auch teilweise aufgrund ihres Misstrauens gegenüber staatlichen Organen, mit denen sie möglicherweise sehr schlechte Erfahrungen in ihrem Heimatland gemacht haben, schlicht zu groß ist.

Es ist daher notwendig, hier „Brücken“ zu bauen.

Hinzukommt, dass in jeder Kultur ein spezifisches Kommunikations- und Reaktionsverhalten innewohnt. Das „Krankenverständnis“ unterscheidet sich z.B. ganz erheblich.

Es ist daher für die betroffenen Menschen von besonderer Bedeutung, auf Beraterinnen und Berater, auf Therapeutinnen und Therapeuten sowie auf Ärztinnen und Ärzte zu treffen, die über interkulturelle Kompetenz verfügen. Das ist ein wichtiger Schritt in Richtung einer kultursensiblen Gesundheitsversorgung, die die Bedarfe traumatisierter Flüchtlinge erkennt.

Das Psychosoziale Zentrum für Migrantinnen und Migranten in Sachsen-Anhalt in Trägerschaft der St. Johannis GmbH ist die einzige Institution, die für die Migrantinnen und Migranten, Kriegs- und Folteropfer dolmetschergestützte Psychotherapie und begleitende Sozialberatung anbietet.

Die Arbeit eines professionellen Zentrums wie das PSZ für Migrantinnen und traumatisierte Flüchtlinge ist auch für die vielen Ehrenamtlichen notwendig, die sich in Sachsen-Anhalt in den Kommunen vor Ort für Flüchtlinge engagieren. Gerade die Begleitung von traumatisierten Flüchtlingen und die Konfrontation mit den belastenden Lebensschicksalen erfordert eine kompetente Unterstützung durch Fachleute.

Alles begann vor 10 Jahren. Im Land ST wurde bis 2005 kein auf Migrantinnen und Migranten spezialisiertes psychosoziales Beratungsangebot für Traumatisierungsopfer vorgehalten. Um eine adäquate psychologische Behandlung in Anspruch nehmen zu können, mussten Flüchtlinge aus Sachsen-Anhalt nach Berlin oder Hannover fahren. Die Wahrnehmung regelmäßig stattfindender Therapiesitzungen konnte aufgrund der weiten Entfernungen nicht realisiert werden, zumal die Einrichtungen in Berlin und Hannover ebenfalls voll ausgelastet waren.

Da in Sachsen-Anhalt der Bedarf immer deutlicher aus den Migrationsdiensten artikuliert wurde, wurde in Abstimmung mit dem damaligen Ausländerbeauftragten das Projekt entwickelt und 2006 in Halle aufgebaut.

Bereits in kürzester Zeit war das PSZ Halle voll ausgelastet, es entstanden Wartelisten und es wurde insbesondere aus den nördlichen Landkreisen Bedarf für ein ortnäheres Angebot formuliert, da eine wöchentliche Anreise nach Halle von vielen Flüchtlingen nicht realisiert werden konnte. Um auch den Bedarf im nördlichen Sachsen-Anhalt abzudecken, wurde in Abstimmung mit der Integrationsbeauftragten im April 2010 der Standort in Magdeburg eröffnet.

Im Jahr 2015 wurde die Förderung für das PSZ durch das Land aufgestockt, sodass es zu einer Verdopplung der Stellen kam, um dem steigenden Bedarf an psychosozialer Beratung und Begleitung gerecht zu werden.

Gerade in Zeiten steigender Flüchtlingszahlen und wachsenden zeitlichen Druckes auf die Entscheider des BAMFs sind die Angebote wie die des PSZs sehr wichtig, um darauf zu achten, dass nicht die Menschen durch das Raster fallen, die besondere Hilfe benötigen.

Nicht ohne Grund haben wir die Absicherung und den bedarfsgerechten Ausbau des Psychosozialen Zentrums in den Koalitionsvertrag  der Landesregierung von Sachsen-Anhalt aufgenommen.

Heute nach 10 Jahren erfolgreicher Arbeit des PSZ, blicken wir mit Stolz zurück und hoffen, dass wir auch in Zukunft zusammen mit der St. Johannis GmbH diese wichtigen Angebote im Land erhalten und fortsetzen können.

Ich wünsche Ihnen heute an diesem Tag der offenen Tür eine anregende Diskussion mit hoffentlich zufriedenstellenden Antworten auf die Fragen und am Ende des Tages neue Impulse für Ihre Arbeit.

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